Cornelias Mutter schreibt im Oktober 1996 folgenden Brief:


".....Warum mußte unser Kind sterben?
Diese Frage und viele andere mehr stellen wir uns tagtäglich. Doch an wen können wir uns wenden? Wer kann uns unsere Fragen beantworten, auf die mein Mann und ich keine Antwort erhalten.
Mein Name ist Eunice Bärwolff. Ich hatte eine kleine Tochter, welche ich am 19.09.1996 in die HNO-Abteilung des Klinikums Erfurt zur Mandeloperation brachte. Cornelia ist am 22.11.1988 geboren. Sie war bis dahin ein völlig gesundes, lebhaftes Kind. Am 26.09.1996 wurde sie mit dem Befund ,,alles in Ordnung" entlassen. In der Entlassungsnacht gegen 24,00 Uhr erwachte sie mit sehr starke Blutungen aus Mund und Nase. Sofort rief ich die Notärztin und kümmerte mich bis zu deren Eintreffen um mein Kind. Sie hatte bis dahin schon sehr viel Blut verloren.
Gegen 1,00 Uhr des 27.09.1996 trafen wir im Klinikum Erfurt ein und wurden auf die HNO-Abteilung Station V gebracht. Dort wurde sie vom diensthabenden Arzt behandelt und anschließend mit einem Eisbeutel ins Bett gelegt und, nicht wie ich glaubte, an der Blutungsstelle operiert. Hat er überhaupt festgestellt wo diese Blutungen herkamen? Um ca. 3,00 Uhr fingen die sehr starken, sprühenden Blutungen aus Hals und Nase wieder an. Ich schrie nach der Schwester und dem Arzt, denn ich wachte selbst an dem Bett meines Kindes. Sie wurde ins Behandlungszimmer und von dort aus in den OP gebracht. Das Blut spritzte immer noch stark aus Nase und Mund. Im OP war sie bis ca. 8,00 Uhr. Ich, als Mutter, wußte zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht was mit meinem Kind geschehen war. Ich weiß nur, daß sie auf dem Weg dorthin in meinen Armen starb.
Gegen 9,00 Uhr verlegte man mein Kind auf die Intensivstation der Chirurgie. Was mußte ich mit ansehen? Was haben sie mit meinem einzigen, unschuldigen Kind gemacht? Wie konnte das alles passieren?
Die Ärzte der Intensivstation sagten mir, daß mein Kind kaum eine Überlebenschance hat. Warum? Ich gab die Hoffnung nicht auf!
Am 02.10.1996 haben die Ärzte den Gehirntot festgestellt und die Geräte abgeschaltet. Ich bin eine Mutter, die auf all ihre Fragen eine Antwort haben möchte. Wohin kann ich mich wenden? Wer wird mir endlich all meine Fragen beantworten? Warum habe ich ein gesundes, lebensfreudiges Kind, frei von schweren Krankheiten wie Krebs, Leukämie usw., vertrauensvoll in die Hände der Ärzte gegeben und habe ein totes Kind im Sarg zurückbekommen? Und das alles als Folge einer Mandeloperation?!?!?! Ich kann heute noch nicht begreifen, daß mein Kind nie wieder kommt. Ich kann es nie wieder in meine Arme nehmen. Ich sehe immer nur dieses Bild des Grauens als wir auf dem Weg in den OP waren, sie blutüberströmt in meinen Armen lag, ihre Augen mich angstvoll anstarrten und sie in meinen Armen starb. Vielleicht untersucht man diesen Fall genauer, um eine bessere Methode der Mandelentfernung zu entwickeln. Wie viele Todesfälle gibt es bundesweit bei einer Mandeloperation? Oder ist dies ein Ausnahmefall? Warum wurde mein Kind nicht gerettet? Sind wirklich alle Untersuchungen angestellt worden, um die Gefahr zu bannen? Wurden alle Rettungsmaßnahmen getroffen? Oder liegt es vielleicht daran, daß ich Ausländerin bin?
Wann bekomme ich endlich Klarheit warum mein Kind sterben mußte? Wer beantwortet mir all meine Fragen? Nicht nur mein Kind ist gestorben, sondern auch ein Teil von mir! Mein Herz ist voller Schmerz und kann keine Freude mehr empfinden.
Mir liegt nicht an einer finanziellen Entschädigung vielmehr daran, daß keine Mutter mehr Angst haben muß ihr Kind wegen einer Mandeloperation zu verlieren. Keine Mutter soll einen solchen Schmerz empfinden.
Bis zum heutigen Tage habe ich weder vom Klinikum Erfurt noch von der Staatsanwaltschaft Antworten auf meine Fragen bekommen. Warum mußte mein Kind sterben???......"
Eunice Bärwolff
( im Oktober 1996 )


Die Empfänger dieses Briefes sind:

Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Erfurt und
Aufsichtsratsvorsitzender der Maximalversorgungsklinik
Schriftverkehr mit dem Träger der Klinik
(700kB)

Thüringer Ministerium für Soziales und Gesundheit

Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Karsten Vilmar

DER BUNDESMINISTER FÜR GESUNDHEIT, Horst Seehofer, MDB

 

Auf der Homepage von Cornelia ist zu lesen, wie der
weitere Verlauf nach einer Tonsillektomie sich zum
Unglück für unsere Familie entwickeln konnte.
Das Unglück wurde trotz ausreichend Zeit nicht einmal versucht
fachgerecht abzuwenden.

Was da geschah, macht uns noch heute fassungslos und Zornig!
Siehe bitte "Die Behandlung".

Es genügt gesunder Menschenverstand, die Cornelia
gebotene "Rettungskette" einzuordnen, einzuordnen
als das was es ist - kriminell.

Das Wort "Kunstfehler" erscheint uns hier vollkommen
unangebracht.
Da wurden nicht einmal die gebotenen handwerklichen
Grundregeln zur Anwendung gebracht.

Damals dachten wir noch, die Beteiligten werden zu
ihren persönlichen Fehlern stehen oder wenigstens zeitnah
symbolisch einem akzeptablen Abschluß mit uns Eltern
außergerichtlich herbeizuführen versuchen.
Diesem Weg waren wir nicht abgeneigt!!!
Das Angebot nach mehr als 3 Jahren an Cornelia - ihr dafür
allen ernstes 2500,-DM Schmerzensgeld zuzugestehen,
möchten wir besser nicht öffentlich kommentieren.

Siehe dazu ausführlich"zivilrechtliche Ansprüche"auf der Seite
"Zivilrecht" .

Damals haben wir erwartet, die Verantwortlichen werden
zügig und angemessen zur Rechenschaft gezogen.
Bis zum 19.11.2002 ist das jedoch in keiner Form geschehen,
angesichts der Behandlungsfehler und der in Kauf genommenen
Organisationsmängel ist dieses Verschonen der Verantwortlichen
ebenso unverständlich wie "Die Behandlung" unseres Kindes.

Cornelia liegt seit dem 10.10.1996
auf dem Friedhof.
Der AiP erhält 1997 die Approbation zugeschustert.
Der AIP, nun Arzt arbeitet weitere Jahre in der Klinik.
Nun betreibt er eine HNO-Praxis.
Der Chef der HNO Klinik ist inzwischen zum Professor
geschlagen worden.

Wir denken über Täterschutz und erschreckendes
Desinteresse vermeintlich Zuständiger nach.
Das hat uns in die Öffentlichkeit mit unserem Klagen getrieben!

Die amtliche Anklageschrift mit Datum vom 28.08.2001 mit
dem Tatvorwurf - fahrlässige Tötung von Cornelia Bärwolff -
zeigt beeindruckend, dass unser Aufschrei im Namen von Cornelia
voll und ganz berechtigt war. Diese Schrift kam erst kurz vor
Verjährung des berufsrechtlichen Tatbestandes zum Amtsgericht Erfurt.
Wir denken, wäre hier alles von Anfang an "rechtens" bei der Aufklärung
dieser Tötung von Cornelia zugegangen, dann hätte es nach spätestens
3 Jahren zur Verurteilung vor einer Strafkammer des Landgerichtes
kommen müssen.  

Der nun zuständige Strafrichter am Amtsgericht Erfurt hat die
Hauptverhandlung wegen fahrlässiger Tötung
auf den 30.September 2002 und den 01.10.2002 festgesetzt.
Auf Wunsch eines Strafverteidigers wurde die Hauptverhandlung
auf den 11.11.2002 verschoben.
Und tatsächlich, nach mehr als 6 Jahren kommt es zur
Hauptverhandlung.
Wir Eltern von Cornelia wurden als Nebenkläger zugelassen.


Zumindest wurde nun (nach über 6 Jahren) den Eltern von Cornelia erlaubt
zwei Übelbringern  auf der Anklagebank das
Leid dieses Kindes von Angesicht zu Angesicht zu klagen.
Die
Kinderärztin aus dem vorklinischen Bereich wurde in keinster Form
zur Rechenschaft gezogen, sie war als Zeugin geladen.

Die größtmögliche Entschuldigung gegenüber den Hinterbliebenen
von Cornelia wäre gewesen, wenn man im Strafprozess (besser davor)
zu den vielen schwerwiegendenen persönlichen Versagensdingen
gestanden hätte.

Das haben wir nicht erleben dürfen.

Aber das Urteil des Gerichtes: "Schuldig der fahrlässigen Tötung"

Als Krönung empfinden wir, dass der verurteilte EX AIP über seinen Anwalt
das Amtsgericht wissen ließ, er werde nicht die Fahrtkosten des
Anwaltes der Bärwolffs zahlen. Die hätten sich ja einen Erfurter
Anwalt nehmen können. Da kann man nur den Kopf schütteln.

Wir wollen zukünftigen Patienten und ihren Angehörigen
helfen, damit ihnen solches Leid erspart bleibt.
Mögen unsere Aktivitäten ein wenig dazu beigetragen haben.

Nie wieder darf ein Kind in Deutschland so schrecklich und
sinnlos unter ärztlicher Aufsicht sterben!

Das ist im Sinn von Cornelia, ihr sind wir verpflichtet!